UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR ALLGEMEIN-, VISZERAL-, GEFÄẞ- UND TRANSPLANTATIONSCHIRURGIE

Erkrankungen der Speiseröhre

 

Speiseröhrendivertikel

Divertikel sind Ausstülpungen der gesamten Wandschichten der Speiseröhre = echte Divertikel bzw. Ausstülpung der inneren Wandschichten der Speiseröhre durch Schwachstellen der Muskulatur = falsche Divertikel. Divertikel der Speiseröhre sind im Allgemeinen eine seltene Erkrankung und treten bevorzugt kurz oberhalb des Speiseröhreneingangs auf (Zenker-Divertikel). Seltener findet man diese Ausstülpungen im mittleren Bereich der Speiseröhre bzw. kurz oberhalb des Zwerchfelldurchtritts (epiphrenische Divertikel).

Das Auftreten von falschen Divertikeln steigt mit zunehmendem Alter und kann ursächlich auf muskuläre Schwachstellen bei erhöhtem Druck in der Speiseröhre zurückgeführt werden. Die Ursache echter Divertikel ist nicht abschließend geklärt. Typischerweise berichten Patienten mit falschen Divertikeln häufig über Schluckbeschwerden, Aufstoßen von unverdauter Nahrung, Mundgeruch und Hustenreiz.

Die Behandlung des Zenker-Divertikels erfolgt in unserer Klinik über einen kleinen Hautschnitt im Halsbereich. Hier erfolgen die Entfernung des Divertikels und eine teilweise Durchtrennung des Speiseröhrenmuskels in diesem Bereich. Letzteres verhindert das Wiederauftreten des Divertikels und gilt als Vorteil gegenüber rein endoskopischen Verfahren. Bei epiphrenischen Divertikeln erfolgt in der Regel die Entfernung des Divertikels in minimal-invasiver Technik vom Bauchraum aus.

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Refluxerkrankung (Gastro-ösophageale Refluxerkrankung)

Die Refluxerkrankung beschreibt einen pathologisch erhöhten Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre. Dieser tritt normalerweise nur selten auf und wird durch eine Art Ventil zwischen Speiseröhre und Magen (unterer Speiseröhrenschließmuskel) verhindert. Ein gehäufter Reflux führt zunächst zu einer Reizung, und später zu einer Entzündung der Speiseröhre. In diesem Stadium kommt es später zu einer Veränderung der Schleimhautoberfläche (Barrett-Schleimhaut), die mit einem sehr hohen Risiko der Entwicklung eines Speiseröhrenkrebses assoziiert ist.

Ursachen des Refluxes sind vielfältig:

  • Zwerchfellbruch
  • Übergewicht
  • Schwächung des Ventilmechanismus
  • bestimmte Medikamente
  • Alkohol, Nikotin
  • erhöhter Druck im Magen (z.B. Entleerungsstörung)

Patienten berichten typischerweise über Sodbrennen, Schmerzen hinter dem Brustbein, dem Aufstoßen von teils verdauter Nahrung sowie über Reizhusten. In liegender Position oder durch Bücken werden diese Symptome oft verstärkt.

Eine Operation sollte erst bei Versagen oder Unverträglichkeit einer medikamentösen Therapie in Erwägung gezogen werden. Zudem ist eine Lebensstiländerung wichtig (Gewichtsreduktion; Verzicht auf Nikotin, Kaffee, Alkohol; kleine Mahlzeiten; Schlafen mit erhöhtem Oberkörper). Sollten die konservativen Therapiemaßnahmen nicht zum dauerhaften Erfolg geführt haben oder ist eine dauerhafte medikamentöse Therapie nicht möglich, kann eine Operation hilfreich sein. Hierzu sind ein ausführliches Gespräch und eine erweiterte Diagnostik notwendig, da nicht alle Patienten von einem Eingriff profitieren.

Bei der Operation selbst wird in minimal-invasiver Technik die meist erweiterte Zwerchfelllücke (Durchtritt der Speiseröhre) eingeengt und der obere Magenanteil als Manschette um den unteren Schließmuskel der Speiseröhre platziert.

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Zwerchfellbruch (Hiatushernie)

Ein Zwerchfellbruch beschreibt eine Vergrößerung der Durchtrittsstelle der Speiseröhre durch das Zwerchfell. Durch den höheren Druck im Bauchraum kommt es zu einer
Verlagerung von Magenanteilen in den Brustkorb, selten zu einer Verlagerung des gesamten Magens.

Typischerweise berichten die meisten Patienten über Refluxbeschwerden. Eine Einklemmung ist selten. Bei sehr großen Brüchen kann auch eine Blutarmut durch eine Reizung der Magenschleimhaut auftreten.

Die Operation ähnelt der bei der Refluxerkrankung. Meist reicht eine Einengung der vergrößerten Öffnung des Zwerchfells durch Nähte in minimal-invasiver Technik aus. Seltener muss bei sehr muskelschwachem Gewebe ein Kunststoffnetz zur Unterstützung eingebracht werden.

 

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Achalasie

Unter Achalasie versteht man eine muskuläre Störung der Speiseröhre. Hier kommt es zur einer fehlenden Erschlaffung des unteren Speiseröhrenschließmuskels und später zu einer Störung der Beweglichkeit der gesamten Speiseröhre mit einer Weitung des Muskelschlauches. Ursache ist möglicherweise eine Zerstörung der Nervenzellen bzw. Nervenbahnen.

Die Achalasie ist eine seltene Erkrankung des frühen Erwachsenenalters und manifestiert sich durch Schluckbeschwerden, Schmerzen hinter dem Brustbein, Mundgeruch, Rückfluss unverdauter Nahrung sowie Hustenreiz. Viele Patienten verlieren aufgrund dieser Problematik ungewollt Gewicht.

Nicht-operative Therapien versuchen die erhöhte Muskelspannung des unteren Schließmuskels zu reduzieren. Alternativ kann versucht werden die Engstelle im Rahmen einer Magenspiegelung aufzudehnen. Der Erfolg dieser konservativen Maßnahmen ist leider oft zeitlich begrenzt.

Bei Versagen der konservativen Therapie wird in minimal-invasiver Technik der untere Speiseröhrenschließmuskel durchtrennt. Im Anschluss wird eine Magenmanschette um den unteren Speiseröhrenanteil platziert (siehe Refluxoperation) um das Zurückfließen von Mageninhalt zu verhindern.

 

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Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom)

Das Ösophaguskarzinom ist eine bösartige Erkrankung der Speiseröhre, die zu den häufigsten Krebserkrankungen des Magen-Darmtraktes zählt und häufiger bei Männern diagnostiziert wird. Man unterscheidet zwei Krebsarten: Das Plattenepithelkarzinom ist eine Erkrankung der originären Speiseröhrenschleimhaut und kann somit in allen Abschnitten der Speiseröhre vorkommen. Das Adenokarzinom der Speiseröhre ist eine bösartige Erkrankung deren Häufigkeit in den letzten Jahren zugenommen hat und die nahezu ausschließlich im unteren Abschnitt der Speiseröhre entsteht. Sie hat ihre Ursache meist in einem jahrelangen Reflux, der über eine Entzündung zu einer Umwandlung der Schleimhaut der Speiseröhre (Barrett-Schleimhaut) und schließlich zur Krebsentstehung führt.

Als Ursachen für Speiseröhrenkrebs werden neben dem Reflux (Adenokarzinom), Rauchen und Alkohol, eine vermehrte Aufnahme von heißen Getränken, Nitrosamine und sogenannte Vorerkrankungen (Präkanzerosen) - Barrett-Ösophagus, Achalasie, Säure- und Laugenverätzung, Sklerodermie - diskutiert. In den Frühstadien der Erkrankung bestehen meist keine typischen Symptome. Später kommt es durch die Einengung des Speiseröhrenlumens zu Schluckbeschwerden, Druckgefühl und Gewichtsverlust.

Die alleinige operative Behandlung des Speiseröhrenkrebses beschränkt sich auf frühe Stadien der Erkrankung. Durch eine sorgfältige Diagnostik kann bereits vor der Behandlung das Ausmaß abgeschätzt werden. Sollte nach Abschluss der Untersuchungen ein fortgeschrittenes Stadium diagnostiziert worden sein, ist in der Regel eine Vorbehandlung (alleinige Chemotherapie oder kombinierte Bestrahlung/Chemotherapie) notwendig. Ziel dieser Vorbehandlung ist eine Verkleinerung des Krebses für die folgende Operation sowie eine Besserung der Langzeitprognose. Die Entscheidung bezüglich der Behandlungsstrategie wird in unserer Klinik für jeden Patienten im Rahmen einer gemeinsamen Tumorkonferenz mit den entsprechenden Spezialisten der Pathologie, Inneren Klinik, Onkologie, Strahlentherapie getroffen. Ziel ist es, für jeden Patienten die optimale Therapie entsprechend des Tumorstadiums festzulegen.

Bei der Operation selbst wird die erkrankte Speiseröhre mit den benachbarten Lymphknoten teilweise oder komplett entfernt. Zur Wiederherstellung der Nahrungspassage wird meist der Magen schlauchförmig verkleinert und an den Speiseröhrenrest angeschlossen. Alternativ kann auch ein Teil des Dickdarms genutzt werden. Teile dieser Operation werden in unserer Klinik auch in minimal-invasiver Technik angeboten.

Sollte aufgrund des Tumorstadiums (z.B. Vorliegen von Tochtergeschwülsten) keine operative Entfernung des Krebses sinnvoll sein, kann durch den Einsatz von Stents (Röhren aus Drahtgeflecht) die Einengung der Speiseröhre zur Gewährleistung der Nahrungspassage behoben werden. Im Anschluss wird dann über die weitere palliative Therapie entschieden (Tumorkonferenz).

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Letzte Änderung: 04.04.2022 - Ansprechpartner:

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